Über die 4 Winde des Wicca-Grundrituals und die 8 Winde der Antike
VON HEIKO OEHMICHEN
Während meines Griechenlandaufenthaltes ist mir ein kleiner aber feiner
Unterschied in der Aufteilung der Windgötter im Wicca-Grundritual und
der Klassischen Antike aufgefallen. Während Euros von uns im Osten
gerufen wird, stand er wohl ursprünglich für den Südosten. Wir rufen
heute die 4 Hauptwindrichtungen an: Boreas im Norden, Euros im Osten,
Notos im Süden und Zephiros im Westen.
In der Römischen Agora in Athen steht der Turm der Winde. Ein großes
Relieffries an diesem Turm stellt die acht Himmelsrichtungen mit den
ihnen entsprechenden Windgöttern:
Boreas im Norden, Kaikias im Nordosten, Apeliotes im Osten, Euros im
Südosten, Notos im Süden, Lips im Südwesten, Zephiros im Westen, Skiron
im Nordwesten.
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ÜBER DEN TURM:
Den 12 m hohen, achteckigen Turm der Winde am Ostrand der Agora, die
öffentliche Uhr der Athener, stiftete um 40 v.Chr. der syrische
Astronom Andronikos von Kyrrhos, der auch die Wasseruhr in seinem
Inneren
konstruierte. Wer ihr nicht traute, konnte die Zeit an den Sonnenuhren
der Außenwände ablesen, deren bis dahin übliche Ausführung Andronikos
entscheidend verbessert hatte. Eine Wetterfahne auf dem Dach zeigt die
Windrichtung an. In der Türkenzeit nutzten die "Tanzenden Derwische"
das Gebäude als Platz für ihre Zeremonien. Dann diente es einige Jahre
lang als katholische Kirche.
ÜBER DIE ZWEI WINDGÖTTER:
Euros
Der SÜDOSTWIND, der den Griechen schwüle, drückende Regenluft und
schwere Gewitter brachte. Deshalb ist er - im Gegensatz zum charmanten
Apeliotes (Ostwind) - mit zurückfliegendem Haar, verworrenem Bart und
mürrischem Aussehen dargestellt.
Apeliotes
Der OSTWIND, wird in leichtem Mantel dargestellt, in dem er Blumen und Früchte trägt.
Er hat lockiges Haar und freundliche, weltoffene Züge und ist insgesamt
heiter. Die Griechen mochten ihn, weil er über die See her gelinden,
frischen Wind und fruchtbaren Regen mitbrachte.
URSACHE DER VERWECHSLUNG:
Als die Römer den griechischen Pantheon adaptierten, stimmten die
Charaktere und Himmelsrichtungen nicht mehr ganz so überein, und so
wurde aus Euros Vulturnus, der Ostwind.
Später machten dann ganze Generationen von Historikern den Fehler,
Euros, der je nun identisch mit Vulturnus war, ebenfalls dem Ostwind
zuzuordnen. Der Fehler ist auch heute noch weitverbreitet in vielen
Enzyklopädien zu finden, kein Wunder,
dass auch Gardner es so übernahm.
QUELLEN: Polyglott Athen; Infomaterial vom Turm der Winde und der römischen Agora (von vor Ort); und das Internet